012_2021

Leid(endschaft)
Nr. 2657
Unikat: 18 x 24 cm ORWO Fotopapier
(c) 2020 Makkerrony

Ich dachte der Weg hierher war schon ein Kampf, im Vergleich zu dem was bald kommen wird, war das nur das Vorspiel.

… gemeinsam wirds einfach …

… sagt jedenfalls meine Bank, naja eher meine indirekte Bank. Und sagen ist auch übertrieben, die Worte kamen per Mail, ob ich nun wollte oder nicht. Vier Bilder, vier Frauen, vier Aussagen, mehr beinhaltete die Mail nicht. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass ich jemals zugestimmt habe, dass man mich regelmäßig mit Werbung zuschüttet. Mal abgesehen davon, glaube ich nicht, dass meine Bank weiß, was ich möchte. Vielleicht möchte ich es nicht einfach haben, sondern brauche es schwer und vielleicht möchte ich auch lieber alleine agieren? Ob die Bank daran auch mal gedacht hat?

Nur vier Schritte zur Finanzfüchsin!

Ich möchte kein Fuchs oder Füchsin sein, das passt einfach nicht zu mir, ich sehe mich eher als flauschige Hummel oder plüschiges Einhorn. Ich muss auch nicht fuchsig sein, um mit meinen Finanen klar zu kommen, das habe ich seit etlichen Jahren bestens im Griff.

Geld anlegen? Easy. Echt!

Der Brüller des Jahres … Geld anlegen, das ich nicht lache, bei den niedrigen Zinsen ist das echt ein Witz. Im Moment bekomme ich auf mein Tagesgeldkonto sagenhafte 0,00 %. Ich bin total stolz, dass mein Erspartes so super verzinst wird und ich warte schon auf den Tag, wo ich das erste Mal Zinsen zahlen muss, weil ich Geld gespart habe.

Gender-Pay-Gap: Muss nicht sein!

Was für ein Wort, da musste ich erstmal ein paar Mal hinschauen bis der Knoten in meinen Augen sich entwirrt hat. Ich weiß, dass sehr viele Frauen hiervon betroffen sind und ich finde es auch in keinster Weise gerechtfertigt, wenn Frauen weniger Geld für die gleiche Arbeit bekommen. Ich habe das Glück nicht davon betroffen zu sein und bin auch dankbar dafür. Und kenne auch in meinem Umfeld niemanden, der davon betroffen ist.

Frauen und Altersvorsorge – so gehts!

Altersvorsorge …ja daran soll man früh denken … wenn ich ans Alter denke, dann schießt mir gleich der Gedanke in den Kopf, ob ich noch eine Rente bekommen werde oder nicht oder wie ich es aushalte so lange in meinem Job zu arbeiten, ohne vor die emotionalen Hunde zu gehen.  Altersvorsorge …viele sagen sich, dass der Partner die Altersvorsorge ist oder auch die Kinder. Aber das ist Ansichtssache. Fürs Alter vorzusorgen ist nicht so einfach, vor allem wenn der Weg bis dahin länger ist als das Alter was man selber hat. Was wird später sein wenn ich alt bin … Ist mein selber angelegtes (Schmerzens-) Geld noch da und wenn ja, was ist es überhaupt noch Wert? Wieviel streicht sich die Versicherung ein, wenn ich eine abschließen würde? Mich beschäftigen eher solche Fragen und nicht ob Altersvorsorge bei Mann oder Frau. Es mag durchaus sein, dass es durch die GenderPayGap eine gewisse Schwierigkeit gibt, das streite ich nicht ab, aber dennoch sehe ich die Altersvorsorge eher neutral. Denn es gibt auch viele Männer, die wenig verdienen und sich eine Altersvorsorge nicht leisten können.

So ganz weiß ich nicht, was mir die Bank sagen wollte. Da mich alle vier Themen nicht wirklich ansprechen. Für mich ist diese Mail vollkommen am Ziel, was auch immer dieses war, vorbei geschossen. Achja … und aus fotografischer Sicht hätten die Bilder auch besser sein können … viel zu grelle Farben und viel zu scharf und zu breite Grinsebacken.

010_2021

Platitude
Nr. 0211
Tri-X 400, Negativ gescannt
(c) 2020 Ni Bombo

Da bekomme ich Herz … sogar Doppelherz.

 

Eingeschlafen

Es ist noch nicht lange her, da bist du einfach friedlich eingeschlafen. Bist einfach von uns gegangen ohne ein Wort zu sagen. Ich hatte dich gefunden und noch versucht zu wecken, doch es hatte keinen Zweck mehr, du warst schon Stunden zuvor in deinen letzten Tiefschlaf versunken. Dich dort sitzen zu sehen, ein Bild, was nicht mehr aus meinem Kopf geht, es verfolgt mich und erwischt mich kalt in jeder nur möglichen Situation.

Wir hatten unsere Differenzen, doch ich hatte und habe dich immer lieb gehabt. Und irgendwie weiß ich auch, dass du das auch gemacht hast, egal wie du zu mir warst. Du warst halt so wie du warst. Wir hätten es beide aber ruhig mal aussprechen könen, da nehme ich mich nicht aus. In meiner Kindheit haben wir jeden Mist gemacht, jeder Spaß war unser, das war einfach klasse. Auf dich konnte ich mich verlassen. Nur der Alkohol, den hättest du dir sparen können. Aber du hattest mir nie etwas angetan und ich hatte auch nie Angst deswegen, denn es war für mich damals Normalität, ich kannte es nicht anders.

Kurz vor deinem Tiefschlaf haben wir uns das letzten Mal gesehen. Wir beide hätten netter zueinander sein können. Nun bereue ich es, dass ich es nicht war. Denn nun sind wir auseinander gegangen und waren nicht gut aufeinander zu sprechen, das macht mich wahnsinnig traurig. Aber noch viel trauriger macht es mich, dass du einfach nicht mehr da bist … auch so plötzlich … einfach weg. Ich kann es eigentlich noch gar nicht glauben.

Für dich ist es teils eine Erlösung. Du musstest nicht leiden, nicht ins Heim oder ins Krankenhaus, wo wir dich nicht hätten besuchen können. Ich weiß deine letzten Lebensjahre waren nicht die besten … du warst alleine und unglücklich. Deinem größten Problem, deiner Fast-Blindheit, konntest du trotzen und hast dich nicht unter kriegen lassen, ich habe dich immer bewundert, egal wie oft die Küche wie ein Schlachtfeld aussah. Doch trotzdem hättest du dir noch Zeit lassen können.

Manchmal mache ich mir Vorwürfe, dass ich nicht genug für dich da war oder mich zu wenig um dich gekümmert habe und vieles mehr. Ich werde das Gefühl nicht los dich im Stich gelassen zu haben und nur an mich gedacht zu haben. Auch wenn ich weiß, dass es nicht so ist, bleibt das Gefühl trotzdem da. Verzeih mir bitte.

Gestern dachte ich, dass ich deinen Tod bis jetzt gut verarbeitet habe … doch es war ein Irrtum, es fühlt sich immer noch so an, wie an dem Tag, wo du gegangen bist. Es wird wohl noch einige Zeit vergehen bis dieses Gefühl sich ändert, denke ich.

Lebe wohl und ruhe in Frieden und grüß und drück deine Frau lieb von mir.

008_2021

Novellierung
Nr. 0210
Tri-X 400, Negativ gescannt
(c) 2020 Ni Bombo

Die Gedanken sind Brei.

Neulich bei der Post – Update II

Nach dem tollen Erfolg vom Vortag war ich bockig und hatte schon keine Lust mehr zur Post zu fahren und ich brannte darauf auf einer neuen Engelchen-Schatz-Honig-Kusslippen-Schleimspur auszurutschen. Bekomme ich dann eigentlich Schmerzensgeld, wenn ich ausrutsche und mir übelst doll weh tue?

Nachdem ich eine Weile anstehen musste, war es soweit, dass ich der netten Dame –  natürlich die Gleiche wie beim letzten Postbesuch, wie sollte es auch anders sein – meinen Ausweis und einen Zettel mit einigen Angaben zu meinem Paket hinlegte und mein Anliegen schilderte. Sie schaute mich an, schaute den Zettel an und ging ohne ein Wort … das nenne ich Kommunikation. Ich wartete und wartete und dann kam sie zurück … mit meinem Paket. Wow, damit hatte ich nicht gerechnet. Wir erledigten den restlichen Unterschriftskram und ich konnte mein Paket endlich in empfang nehmen.

Ich hatte mich innerlich schon auf eine Diskussion eingestellt und war schon mit einem gewissen Druck im Kessel rein marschiert und dachte ich werde ihn los … nichts da. Den Druck konnte ich in wohl portionierten Schüben bei einem gemütlichen Spaziergang mit meinem Drahtesel bei allerschönstem Wetter abbauen und kam tiefenentspannt am Wohnort an. Das Tiefenentspanntsein hörte aber auf, als ich das Monsterpaket drei Etagen nach oben tragen durfte. So eine Einhornleinwand ist halt nicht sehr klein und es wäre besser gewesen, es hätte vor dem Versand nicht noch eine Extraportion Kekse bekommen. Auf der anderen Seite … bei der unbekannten langen Reise würde ich auch nochmal ne Extraportion Kekse einlochen.

Schon als ich das Paket bei der Post das erste mal sah, war mir klar, dass das nicht mal Ansatzweise in eine Packstation rein passt. Wenn man in einem kreativen Shop kauft, muss man auch damit rechnen, dass das Paket kreativ gepackt wird und nicht mit Hirn und Verstand und kleinstmöglich und kompakt. Nach dem ersten Schnitt in die Pakethülle kam mir das Füllmaterial regelrecht entgegengeschossen. Es erinnerte mich an den Clown in der Kiste, der einen so blöd anspringt, wenn man sie öffnet und hofft, dass man sich erschreckt und sich vor Freude in die Hosen macht. Insgesamt waren im Paket zwei Drittel nur Verpackungsfüllmaterial. Man hätte dieses Paket so kompakt verpacken können, aber gut … so musste ich gleich nochmal zur Papiertonne gehen.

Die Odyssee hat ein Ende, mein Paket ist endlich da und ich kann meine Einhornleinwand beklecksen wie ich möchte und konnte noch einem mir sehr wichtigen und sehr lieben Menschen eine kleine Freude bereiten.